Kinosaal statt Sommer – 70. Mostra Internazionale d’Arte Cinematografica

Trotz der etwas gewöhnungsbedürftigen Situation Italiens im August hat es sich definitiv gelohnt, spätestens Anfang September anzukommen! Schon im August war noch Einiges los in Italien, doch das muss wohl erst mal hinter diesem Erlebnis zurücktreten:

Denn von Modena aus kann man prima einen Abstecher in das etwa 2 1/2 Stunden entfernte Venedig machen und mit den internationalen Filmfestspielen von Venedig eins der wichtigsten internationalen Filmfestivals besuchen. Aber Venedig ist teuer und obwohl sich mein Besuch bereits auf nur drei Tage beschränkte, hatte ich mich darauf eingestellt, höchstens 2-3 Filme am Morgen (da sind sie in einigen Sälen billiger) anzuschauen. Weil ich am Mittwoch mittag noch im Sprachenzentrum in Modena sagen lassen musste, dass ich umsonst vorbeigeschaut habe und den Intensivkurs in Italienisch bei meinem Sprachlevel nicht mehr zu machen brauche / nicht machen darf, bin ich später als geplant in Venedig angekommen. Dann quer durch die Stadt zum Hostel, von da zur proppenvollen Piazza San Marco, auf der Suche nach dem Ticketschalter des Filmfestivals, der irgendwo dort sein sollte, alles schon ganz schön spät … kurz vor Kassenschluss hab ich ihn dann doch noch in einer Nebengasse gefunden! Ich hatte schon fast befürchtet, dass mein erster Festivaltag dank ausverkaufter Screenings ins Wasser fällt, doch es war noch Einiges zu haben! Nach den Kriterien Titel und Sprache habe ich dann zur Sicherheit ein Ticket für den nächsten Tag gekauft – für den marokkanischen Film Traitors“.
„Zur Sicherheit“ schreibe ich deswegen: Direkt am Lido, wo das Festival stattfindet, werden täglich Gratistickets ausgegeben!
Nicht für die großen Screenings mit rotem Teppich und Klimbim, aber wenn man ein Ticket ergattert, kann man die selben Filme etwas später in kleineren Sälen sehen. Mein Tag – und mein Geldbeutel – war gerettet!

Ein bisschen durch Venedig schlendern wollte ich aber schon auch und so bin ich am Die ersten Kinokarten sind ergattert!Donnerstag erst gegen 13.30 Uhr am Lido angekommen. Dort haben wir für Prasheen, der mich von Hostel aus begleitet hat, noch ein Ticket für Traitors ergattert und nach den Gratistickets gefragt. Da wurde uns gesagt, dass die Coupons ab 8.30 Uhr ausgegeben werden..uff. Aber gegen 14 Uhr öffnet er mit einem neuen Schwung an Coupons wieder, wir waren genau zur richtigen Zeit angekommen! Trotzdem hatte ich die Befürchtung, dass wir nicht mehr viel Auswahl haben würden. Aber auf meine Frage, was noch zu haben sei, bekam ich die Antwort „Naja, was hättest du gern?“ – laut Prasheen  müssen meine Augen wohl ziemlich angefangen haben, zu leuchten. Wir haben uns also noch Tickets für einen thailändischen Film namens „Mary is happy, Mary is happy“ gesichert.

Und dann ging es auch schon bald los in den ersten temporären Kinosaal für „Traitors“, einen amerikanisch-marokkanischen Film des Regisseurs Sean Gullette. Da hatte ich wirklich einen Glücksgriff getan, ein toller Auftakt!

Filmstill aus „Traitors“ (http://www.venice-days.com/film.asp?id=9&id_dettaglio=231&lang=)

Ich wusste absolut nicht, was mich erwartete, eventuell Nahostkonflikt? Stattdessen bekam ich einen Film über Jugend und Frausein in Marokko und über den Sog des marokkanischen Drogengeschäfts. Ersteres war mir schon seit meinem Marokkourlaub Anfang letzten Jahres im Kopf hängen geblieben – dieser krasse Clash zwischen Modernität und (ultrakonservativer) Tradition. Zwar brettert die dicke Mutti im rosa Traditionsgewand auf einem Moped durch die schmalen Gassen der Altstadt, aber allein Frauen in Jeans und T-Shirt habe ich bloß in Form zweier Urlauberinnen aus Casablanca kennen gelernt. Damit fällt man auf, schon wenn man einen langen Rock trägt, wird man wesentlich weniger häufig angequatscht.
Da kann man sich vorstellen, dass die Hauptfigur Malika zu kämpfen hat – sie trägt Jeans und Hoodie, ist Frontfrau einer Punkband und will raus aus Marokko. Dafür müssen Plattenvertrag und Tour her. Und dafür braucht man Geld. Und so lässt sie sich zu einer Drogen-Kurierfahrt überreden. In die Berge, zurück nach Tangier, keine Probleme, denn sie ist aus gutem Hause und kein Polizist würde sie anhalten. Aber natürlich kommt alles anders. Auf dem Rückweg beschließt Malika, alles aufs Spiel zu setzen und ihrer schwangeren Begleiterin Amal die Flucht vor den Drogenbossen in ein besseres Leben zu ermöglichen – das kommt ein bisschen plötzlich, aber der Film wird ab da tatsächlich ziemlich spannend.
Und dank des spannenden Themas, der tollen Hauptfigur und der schön geschossenen Bilder ist es dann auch zu verkraften, dass sich alles tuttifrutti in einem Happy End auflöst – Amal landet beim Arzt in Frankreich, der Drogenboss lässt Malika unbescholten abziehen und übt lieber Rache an seinem Partner, als er von ihr erfährt, dass dieser seine Freundin hat aus dem Weg räumen lassen – und die riesige Plastiktüte voller Geld bekommt Malika trotz des verpatzten Deals, so dass sie Mama die Miete sichern UND auf Tour gehen kann. Ziemlich unwahrscheinlich, aber trotzdem schön.

Mit dem Film „Mary is Happy, Mary is Happy“ des thailändischen Reggiseurs Nawapol Thamrongrattanarit (krasser Name, habe gerade mehrmals gecheckt, ob ich ihn richtig abgeschrieben habe), hatten wir meine Meinung nach leider wesentlich weniger Glück … wir hätten wohl nach der Hälfte mal gehen sollen, verpasst hätten wir nicht viel. Ich habe zwar auch begeisterte Rezensionen im Internet gefunden, aber für mich gehört der Film eindeutig in die Kategorie „Interessante Machart – aber Spaß macht das nicht“. Und damit bin ich leider gar nicht gut. Ich finde, auch Kunst muss Spaß machen. Oder aber fesseln, Spaß ist da vielleicht nicht immer das richtige Wort.
„Mary is Happy, Mary is Happy“ hat leider keins von beidem getan. Dabei handelt es sich um verfilmte Tweets einer thailändischen Schülerin kurz vor dem Abschluss – Tweets, zerstückelte Kurznachrichten, zu einem narrativen Film zu transformieren, ist tatsächlich eine interessante Idee, finde ich. Dementsprechend tut der Film viele assoziative Sprünge. Und er erzählt vornehmlich von den Dingen, die der jungen Frau tagtäglich durch den Kopf gehen: Zukunftsängste, der Junge von nebenan, künstlerische Ambitionen. Leider hatte die gute Mary nicht so viel Spannendes zu twittern, ein Beispiel wäre „Habe mein Mittagessen 2 Wochen lang in der Brotdose vergessen“. Gleichzeitig entgleitet ihr die Realität.
Heraus kommt ein äußerst skuriller über zweistündiger Film. Fazit: Immerhin klingt thailändische Schulmädchensprache lustig!

Trotz der Quasi-Schlappe mit der Freikarte war ich aber für den nächsten Tag optimistisch! Diesmal bin ich allein zum Lido rausgefahren – außer mir wollte niemand um 7 Uhr aufstehen, um spätestens bei Beginn der Ticketausgabe um 8.30 Uhr am Schalter zu stehen. Und trotzdem stand ich erst mal über eine Stunde in der Schlange, uff! Die Schlange morgens gegen 8.45 Uhr ...
Als ich schließlich an der Reihe war, war aber zum Glück bloß ein Film nicht mehr zu haben: Das schon zuvor äußerst kontrovers diskutierte südkoreanische Inzest-Drama „Moebius“. Die halbe Schlange schien nur für diesen Film gekommen zu sein, hatte sogar schon ein paar Mal an den Tagen zuvor dafür angestanden, aber herausgegeben wurden bloß 5 Karten. Für mittags wurden weitere Karten versprochen und es hat sich dann auch tatsächlich bei der zweiten Ausgaberunde eine eigene Moebius-Schlange gebildet. Ich hatte Zeit und hatte mir den 4. Platz darin ergattert … bloß Karten gab es keine. Naja, das wäre ein Erlebnis gewesen, aber ich bin nicht die Einzige, die ohne Moebius auskommen musste. Selbst zahlreiche bezahlte Blogschreiber und Akkreditierte mussten darauf verzichten.
Beschäftigt habe ich mich trotzdem ganz gut, ich hatte Karten für vier Programmblöcke.

Angefangen hat mein Filmtag mit 7 Kurzfilmen. Von diesen möchte ich auf zwei etwas näher eingehen.
„Kush“ein indischer 20-Minüter von Shubhashish Bhutiani, basiert auf einer wahren Geschichte um den Tag der Ermordung der inidschen Premierministerin Indira Ghandi 1984 und den darauffolgenden Massakern an Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft der Sikh. Der Film erzählt von einer Schulklasse, die an genau diesem Tag auf der Rückreise von einem Ausflug ist – und den kleinen Sikh Kush an Bord hat.
„Kush“ schafft es tatsächlich, einen innerhalb von 20 Minuten in eine Situation zu ziehen, von der und dessen Land ich abgesehen von der Lektüre von Salman Rushdies „Mitternachtskinder“ keinen blassen Schimmer hatte. Der Reisebus funktioniert als (Kinder-)Mikrokosmos so, wie wohl die Situation im ganzen Land sein musste. Die Lehrerin versucht, Kush zu verstecken. Der Fahrer möchte den Jungen irgendwo in ein Taxi setzen und nichts mit der Sache zu tun haben. Ein Kind gibt Kush die Schuld an der Gefahr, in der plötzlich alle schweben, während die anderen Kinder sich von der Situation anfangs kaum stören lassen, sie kaum zu bemerken scheinen. Und Kush, der seinen Turban wegwirft und sein langes Haar – Zeichen seiner Religionszugehörigkeit –  mit der Bastelschere abschneidet. Er schafft es unbeschadet nach Hause, doch der Film endet mit dem Bild, wie Kush dort seine toten Eltern auffindet und mit einem Dank an all Jene wie die Lehrerin, die während dieser Zeit Zivilcourage gezeigt haben.
Es ist schade, dass nach einem kurzen Applaus schon zum nächsten Film übergeblendet wurde. Danach hätte man etwas Zeit gebraucht, sogar jetzt, wo ich darüber schreibe.Der zweite Kurzfilm „Aningaaq“ von Jonás Cuarón war da erquicklicher. Der Inuit Aningaaq erhält mitten in der Eislandschaft Grönlands einen amerikanischen Notruf – aus dem All. Doch die Astronautin Ryan Stone kann sich auf grönländisch leider nicht verständlich machen und so führen sie ein Gespräch über das Leben und das Sterben auf zwei verschiedenen Sprachen. Vielleicht hat schon jemand von euch sich über „Gravity“ informiert, den neuen Scifi Film mit Sandra Bullock und George Clooney, der die Filmfestspiele von Venedig dieses Jahr eröffnet hat. Sandra Bullock spielt Ryan Stone. Dass da eine Verbindung sein könnte, ist mir aufgefallen, als Sandra Bullocks Name in den Credits von „Aningaaq“ stand – und tatsächlich scheint sich die gleiche Szene aus der Sicht Ryan Stones auch in „Gravity“ abzuspielen. Da bin ich gespannt auf den Kinobesuch!

Nach kurzer Pipi- und Kafeepause kam dann schon „Pinge Ridge“ von Ana Eborn. Und ich muss leider zugeben, dass ich zu müde war, um mir den Film in angemessener Weise anzuschauen (ja, okay .. ich bin ein paar mal eingenickt). „Pine Ridge“ ist eine zurückhaltende, rein beobachtende Dokumentation über das Leben junger Leute im Indianerreservat Pine Ridge. Ana Eborn begleitet sie in ihren alltäglichen Situationen, nur selten melden sich die Protagonisten selbst im Off-Text zu Wort und erzählen ihre Geschichte. So ist der Film sehr offen für sie, aber auch sehr episodenhaft – nicht die beste Voraussetzung, wenn man seit 6.30 Uhr auf den Beinen ist, leider.
Im Publikum waren auch die Regisseurin selbst und einer der jugen Protagonisten. Der Film setzt ein mit den Worten „Wir wohnen nicht mehr in Zelten und schießen mit Pfeil und Bogen.“ und erzählt dem Publikum von den völlig alltäglichen Problemen und Zukunftsträumen junger Menschen. Alle freuen sich tierisch, dass einer dieser jungen „Indianer“ im Saal ist und knipsen nach der Vorstellung direkt los. Frei nach der Ansicht „Guck mal, wie toll, der Indianer hat es bis auf die Leinwand geschafft! Das muss fotografisch festgehalten werden!“. Latenter Rassismus, ahoi! So hat sich die Regisseurin das wahrscheinlich nicht gedacht … ich jedenfalls fand das ziemlich unangenehm und bin schnell abgezogen.

Danach kam die letzte Vorstellung – aber eine Doppelvorstellung zum Preis von einem, yeah! Ich hatte mich kurzfristig dann doch entschlossen, noch eine Karte zu kaufen. Andernfalls hätte ich noch 4 Stunden auf dem Lido totschlagen müssen… wahrscheinlich hätte ich das mit schlafen getan und dann wäre der Film so wie so ins Wasser gefallen.
Zuerst wurde „Es-sthouh (Les terasses)“ des algerischen Regisseurs Merzak Allouache gezeigt. Der Film erzählt einen Tag aus dem Leben verschiedenster Menschen, das sich auf den Dachterassen Algiers abspielt. Allouache zeigt seine Heimat dabei nicht von der besten Seite. Jede Episode dreht sich um Gewalt, Ungerechtigkeit und Verbrechen – selbst jene, die ein Happy End zu haben scheinen.

As the Arab world is rocked by a series of crises without precedent, Algeria seems to be, paradoxically, serene, turned onto itself, almost indifferent. It cherishes its new peace after a decade of bloody terrorism.
However the reality is quite different. (…) The chaos we see in the streets of Algiers has reached its rooftops, previously places of tranquillity where neighbours met and gazed at the bay, the hills, the sea and which have become a living space, of violence, of death.
(Merzak Allouache)

Zeigte „Traitors“ die Utopie einer Jugend, die sich gegen das Chaos und die Probleme des nicht weit entfernten Marokko wehrt, bleibt „Es-stouh“ pessimistisch und widmet seine Aufmerksamkeit der Brutalität verschiedener Lebenssituationen.
Eine junge moderne Frau erlebt von ihrer Terasse aus die häusliche Gewalt ihrer Nachbarn – während ihre männlichen Bandkollegen sich raushalten. Gegen den Ehemann könne man doch eh nicht vorgehen – und muss mit ansehen, wie ihre Nachbarin sich schließlich radikal ihres Gefängnisses entledigt.
Eine illegal über den Dächern Algiers hausende Familie soll verscheucht werden – und sieht keinen anderen Ausweg, als den Hausbesitzer zu töten.
Ein Fernsehteam sucht sich das falsche Dach zum Filmen aus. Dort foltert gerade ein Bruder den anderen für eine Unterschrift zu Tode.
Auf einem anderen Dach wird der psychisch Kranke Onkel in einem Verschlag in Ketten gehalten.
Doch enden tut der Film trotzdem mit dem Sieg über den Säufer, der „seine“ Terasse an zwielichtige Gestalten vermietet. Über den Dächern Algiers kann man auch eine Hochzeit feiern.
Das ist vielleicht als eine Art Entschuldigung Allouaches zu sehen, dass er ansonsten kein gutes Haar an seiner Heimat lässt, und so hinterlässt der Film einen letztendlich doch nicht ganz deprimieren. Abgesehen davon, dass die Aussicht über die Terassen wunderschön ist!
Hier gehts zum Trailer.

Danach kam mit „Che strano chiamarsi Federico. Scola racconta Fellini“ ein Film, der meines Erachtens perfekt ist, um ein Filmfestival in Italien zu beenden: Eine Hommage an Federico Fellini, gedreht und basierend auf den Erinnerungen seines Jugendfreundes Ettore Scola. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass sein Name mir vorher kein Begriff war. Er scheint aber ein wichtiger Akteur im italienischen Kino seit den Zeiten des Neorealismus zu sein. Werde ich nachholen!
Der Film erzählt locker-leicht von den Anfängen des großen Filmemachers Federico Fellini in der Redaktion des Satiremagazins Marc’Aurelio und von seinem Weg zum Film. Der Film spielt optisch mit verschiedenen Erzählzeiten in schwarz-weiß und farbig und immer wieder schaltet sich ein Erzähler ein, der es sich irgendwo in der Szene gemütlich macht, ohne den Fluss der Geschichte mit seiner Rede zu stören. Aber irgendwie ist er doch anwesend – die Bedienung fordert ihn auf, er möge doch bitte seinen Kaffee zahlen. Aber „tutto bene. Der Erzähler muss nicht bezahlen.“
Mit diesem leichten Ton und zahlreichen kurzen Szenen aus den Filmen Fellinis macht der Film einfach Spaß. Und er endet mit der Unsterblichkeit des Künstlers: Fellini stiehlt sich von dem Trauerfest zu seinen Ehren, seine Totenwächter in Ehrenuniform drängeln sich durchs Publikum, um ihn wieder einzufangen und eine Verfolgungsjagd durch die Filmstudios beginnt. Da hätte der Film enden sollen, leider lässt er sich eine Menge Zeit, am Ende etwas „auszulaufen“.
„Che strano chiamarsi Federico“ werde ich auf jeden Fall hier im Kino nochmal aufmerksamer anschauen! (es war schon Mitternacht. Wie gesagt .. aufgestanden war ich um 6.30 Uhr..) Auf jeden Fall ein Tipp für alle Liebhaber alter Filme und einer herzlichen Hommage an das Kino!
Und dank Youtube lässt sich der Trailer hier diesmal direkt einfügen. Untertitel gibts bisher leider auch nur in italienisch:

Das war mein Filmfestival von Venedig. Allerdings habe ich festgestellt, dass man sogar während man auf den Beginn seiner Screenings wartet, was lernen kann!
Zuerst: Direkt gegenüber der Ticket Boxes liegt der Strand. Statt sich also in einer der Bars in „Movie Village“ (der Park neben den Kinosälen. Aber für diese Zeit war dieser Teil des Lido tatsächlich ein bisschen wie ein aus dem Boden gestampftes Dorf) teure Snacks und Getränke zu gönnen, kann man hervorragend in den 5 Busminuten entfernten Supermarkt fahren, sich dort sein Mittagessen kaufen und es gemütlich am Strand bratend verspeisen. Und im Wasser dümpeln. Und – jetzt kommt die Stelle, an der ich was gelernt habe – sich von alten Herren erklären lassen, wie man selbst am Touristenstrand mit bloß einer Plastikflasche sein Abendessen sammeln kann. Diese mittelgroßen, grauen Muscheln kennen wir alle vom Muschelsammeln am Strand. So ganz beliebt sind sie dabei ja nicht, so grau und unscheinbar, aber durch bloße Masse am schnellsten zu finden. Da liegt doch nahe, dass auch die lebendigen Exemplare der Vongola, oder Venusmuschel, sich irgendwo in der Nähe tummeln müssen!Muschelsammler!
Man muss einfach etwas genauer hinschauen, dann sieht man Venusmuscheln, die halb im Sand vergraben sind, meistens mit der schmalen Seite nach oben. Achtung, wenn eine geschlossene Muschel auf dem Sand aufliegt, dann ist sie bereits tot! Ob das ungesund ist, habe ich nicht herausgefunden, aber lecker sicherlich nicht. Tatsächlich habe sogar ich innerhalb von 10 Minuten 3 Exemplare gefunden. Okay, damit unterlaufe ich den Schnitt der italienischen Opis radikal, aber immerhin!
Die gefundenen Muscheln lagert man in seiner Plastikflasche, bedeckt mit Meerwasser. Dort lässt man sie für mindestens 4 Stunden, um den Sand auszufiltern. Danach müssen sie tatsächlich nur noch gekocht werden, bis sie sich öffnen.
Und mit einem Nachmittag am Strand hat man sich sein Abendessen beschafft! – In der Theorie. Vermutlich hätte ich einen Sonnenstich, ehe meine Flasche gefüllt ist …

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